1. Oktober – Monatsimpuls der Seelsorgebereiche Alfter-Bornheim


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Bornheim / Alfter, 4.10.2021

Warten auf Oktoberblau

Man sagt, im Herbst sei der Himmel am schönsten, eingetaucht in einen atemberaubenden und intensiven Blauton. Vor wenigen Tagen war so ein tiefblauer Tag, die herbstliche Sonne ließ ihre noch warmen Strahlen im Rauschen der Bäume und ihrer sich allmählich verfärbenden Blätter fröhlich leuchtend auftanzen. Für mich ein Moment des Innehaltens, des verzaubert und hineingezogen Werdens in etwas, was mich in Bann, ja fast zärtlich im Blick hält. Ich spüre, da ist doch ein Lächeln in der Welt, an einem Sonntag im September. Ein Stück blautiefer Himmel lädt mich ein zurückzulächeln, blauzumachen, mich zu erholen, so winzig klein der Moment auch sein mag. Nennt man das Sekundenglück?

Foto: ©ancientimages www.fotosearch.de

Blau machen, so der Duden, bedeutet, der Arbeit fernzubleiben und umgangssprachlich „Krankfeiern“. Der Ausdruck des Blaumachens geht auf das Färberhandwerk des Mittelalters zurück. Wolle, gewebte Stoffe blau zu färben, war ganz und gar nicht einfach, und zunächst konnten die blauen Farbpigmente nur aus dem Wildkraut Färberwaid gewonnen werden. Die Herausforderung war, die Farbpigmente des Indigoblaus zu lösen, und das brauchte Zeit. Und so mussten die gefärbten Stoffe in einer letzten Phase des Färbevorgangs an der Luft getrocknet werden. Erst dann entstand die so bekannte intensivblaue Färbung.

Vielleicht ist es auch das Blau, das in mir die nächsten Tage weiterwirkte. Denn es ist meine Lieblingsfarbe. Wollte der Himmel mir etwa sagen, als er mich in seiner Blautiefe anlächelte, ich solle mich auf die Spur des Lächelns in der Welt machen? Ist das nicht schön, die Augenblicke des Lächelns zu sammeln und dabei zur Ruhe zu kommen?

In der Einsamkeit unseres Alltags erkennen wir diese geschenkten Momente des Lächelns fast nicht mehr: Das Winken eines Freundes in der Ferne, das Mauerblümchen, das kraftvoll blüht entgegen aller Erwartung, der Schmetterling, der mit dem Wind tanzt, die Sonne, die sich in einem Wassertropfen bricht, ein unverhoffter Telefonanruf und vieles mehr. Jeder von uns kennt diese besonderen kleinen Momente des Lächelns in der Welt. Sie sind uns geschenkt – jeden Tag.

Das Lächeln des Himmels hat mich in den Blick genommen an jenem Morgen, es fordert mich auf, einmal blau zu machen und es wie in der Blaufärberei vor allem wirken zu lassen, ruhig zu werden, den Moment zu genießen, ja ganz bei mir zu sein. Blau machen, das kann man oder macht man doch nicht.

Oder geht es vielleicht nicht doch? Und macht Gott uns dies nicht sogar vor? Im Schöpfungsakt schaute Gott auf das, was er geschaffen hat. Er reflektiert und sah, dass es gut war (Gen 1,1-11,9). Vielleicht ist es genau das, was wir tun sollen, in Achtsamkeit auf den Tag zu schauen und zu entdecken, was uns geschenkt wurde trotz aller Schwere, Last, Angst oder Leid unseres Alltags. Und dann können wir es in der Rückschau finden, jenes Lächeln der Welt, das uns ruhig werden lässt, so, wie an meinem Sonntagmorgen im September. Sich Zeit zu nehmen, eine Atempause im Augenblick, das ist blau machen. Und hat nicht auch Gott blau gemacht? Am 7. Tag macht er es uns vor, wenn es im Buch Genesis ( Gen2,2) heißt:

Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte.

Ich wünsche Ihnen, dem Lächeln der Welt zu begegnen. Bei mir war es an jenem Tag das Septemberblau. Halten wir doch inne, machen wir blau – wenn das Himmelslächeln uns berührt und in unseren Herzen bleibt. Warten wir auf Oktoberblau.

Seien Sie behütet in allem, was ist,
Ihre / Eure Ute Trimpert,
für das Seelsorge- und Pastoralteam des Sendungsraums in Bornheim und Alfter

Weitere Informationen finden Sie unter
www.kath-kirchen-bornheim.de,
www.baruv.de,
www.pfarreiengemeinschaft-alfter.de und
www.sanktevergislus.de.