1. November – Monatsimpuls der Seelsorgebereiche Alfter-Bornheim


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Bornheim / Alfter, 4.11.2021

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
Als welkten in den Himmeln ferne Gärten
Sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und innen Nächten fällt die Schwere Erde
Aus allen Sternen die Einsamkeit

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh Dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist einer, welcher dieses Fallen
Unendlich sanft in seinen Händen hält

(Rainer Maria Rilke, 1875-1926)

Novembergau?

Von Oktoberblau zu Novembergrau? Vom goldenen Oktober in die Traurigschwere des Novembers?

Zugegeben, ich tue mich schwer damit, denn ich mag den November sehr. Mit dem November verbinde ich das Fallen der letzten Blätter, den dicken Morgennebel, das Ziehen der Kraniche, der erste silbrige Raureif auf den Wiesen, aber auch das gemütlich bei Kerzenschein und Tee, in Kuschelsocken und meiner Lieblingsdecke eingemummelt, dem flackernden Kaminfeuer zuzuschauen, dann, wenn es knistert und knackt und sich eine wohlige Wärme breit macht; Und gleichzeitig ist es eine Dazwischenzeit, für viele Menschen eine Zeit des Erinnerns, des Gedenkens, des Trauerns, des schmerzhaft Empfundenen, gerade auch für all jene Menschen im Flutgebiet, die mit Angst und Sorge auf den kommenden Winter sehen, weil ihre Häuser und Wohnungen nicht rechtzeitig winterfest werden, Heizungen fehlen, und die Flut einfach alles verändert hat.

Mehr als 100 Tage sind seit der Flut vergangen, und es sind die Worte Hoffnung, Zuversicht und Perspektive, die die Menschen zusammenhalten. Und das erlebe ich immer wieder, wenn sie einander das geben, was sie können und spüren, was dem anderem gerade gut tut. Und manchmal teilen sie noch das Wenige miteinander. Mich berührt das sehr, ist doch der November auch der Monat des Heiligen Martin, und auch das Evangelium zur wunderbaren Brotvermehrung kommt mir in den Sinn. Fünf Brote und zwei Fische für 5000 Menschen, und alle teilen miteinander (Joh 6, 1-15). Ein Märchen? Es ist nicht alles rosarot und das war es auch zur Zeit Jesu nicht. Doch ihre Solidarität hat Heilendes bewirkt.

Foto: Kardorf, Friedhof, am Vorabend zu Allerheiligen ©privat

Wenn der Himmel Novembergrau verhangen, das Tageslicht kürzer und unsere Sehnsucht nach Wärme und Licht immer größer wird, dann ist der November für mich auch ein Monat, in dem ich mich auf jene Bittersüße der Wehmut, des Abschiednehmens bewusst einlassen kann.

November – eine traurigschwere Schönheit oder traurigschöne Schwere? Ist das ein Widerspruch? Im November fühle Ich mich ganz besonders getröstet obgleich der Dunkelschwere des Tages, den schwindenden Farben und der lautlosen Kargheit der Bäume, dem steten Krächzen der Rabenvögel. Nichts scheint lebendig, Fauna und Flora auf ihrem Weg in den Winterschlaf. Doch, was ist es dann, dass mich so fühlen lässt. Allerheiligen gibt mir eine erste Antwort Ich liebe es, wenn zu Allerheiligen die Lichter auf dem Friedhof leuchten und im Wind flackern. Ich kann es gut aus meinem Wohnzimmerfenster sehen, und nicht selten bleibe ich im Treppenhaus am Fenster stehen, gehe auf den kleinen Balkon und genieße die Stille der Nacht. Ich denke dann oft an den Ostermorgen, wenn ich draußen auf das Morgengrauen warte und die Grablichter der aufgehenden Sonne entgegen tanzen.

Allerheiligen und Auferstehung. Wir schmücken die Gräber unserer Lieben, es sind Lichter der Hoffnung, auf das zu Erwartende, es sind Auferstehungslichter. Und dann wird es mir warm ums Herz, fühle mich getröstet, weil ich daran glaube, dass wir am Ende unseres Lebens nach Hause gehen dürfen. An Allerheiligen gedenken wir, so das Wort, an alle Heilige. Heilige sind Menschen, die heilend gewirkt haben und uns, durch die Jahrhunderte hindurch, zu Vorbildern wurden. Aber, ist es dann nicht auch ein Fest für das heilende Wirken aller Menschen? Und genau das ist es, was mich hoffnungsfroh stimmt. Ist dies nicht dann auch ein Grund zu feiern? Ein Fest des heilenden Wirkens. Liebe Leserinnen und Leser, Sie wissen um das heilende Wirken der Menschen, die ihnen in ihrem Leben begegnet sind, die Ihnen am Herzen liegen. Manchmal nur ein entscheidender richtungsweisender Satz, ein Zuhören, eine Unterstützung, als man sie am nötigsten brauchte, Liebe, die geschenkt wurde u.v.m. Dies alles durfte und darf wirken für etwas Neues.

Das ist heiliges Wirken. Etwas wird in Zuversicht und Hoffnung gesät. Dies im November ganz besonders zu betrachten, schenkt Geborgenheit, Wärme und Licht, Trost und Dankbarkeit – auch im November. Für mich ist jenes heilende Wirken ein Segen.

Novembergrau? Nein! Ein Novembersegen!

Wirken Sie heilend und
seien Sie behütet in allem, was ist,

Ihre / Eure Ute Trimpert,
für das Seelsorge- und Pastoralteam des Sendungsraums in Bornheim und Alfter

Weitere Informationen finden Sie unter
www.kath-kirchen-bornheim.de,
www.baruv.de,
www.pfarreiengemeinschaft-alfter.de und
www.sanktevergislus.de.