1. Februar – Monatsimpuls der Seelsorgebereiche Alfter-Bornheim
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Bornheim / Alfter, 2.2.2023
Karneval – da simmer dabei.
„Denn Wat och passeht, dat eine is doch klar, dat schönste wat mer hann, schon all die Lange Johr, is unser Veedel, denn he hällt ma zesamme, ejaal wat och passet, in unsrem Veedel.“ (Black Fööss)
Eine persönliche Betrachtung einer Nichtrheinländerin, die jedoch in Sichtweite des Rheins geboren wurde, eine, die mit dem H-Wort groß geworden ist, das ich mich kaum traue auf‘s Papier zu bringen. Sie wissen alle, welches ich meine …
Karneval, „e Jeföhl“, sagt man im Rheinland, und das stimmt. Nicht zu beschreiben, sondern es ist einfach da, wenn die Musik erklingt, die Garden tanzen, Karnevalsorden verteilt, kreative Kostüme genäht, Kamelle gesammelt, das Prinzenpaar gekürt, die Stääne danze und so vieles mehr. Auch unsere Allerkleinsten mit ihren leuchtenden Augen im Kitazoch oder auf der Kindersitzung.
Im Karneval kommt so viel Engagement und Ehrenamt zusammen – was für eine Power! Sie schafft Gemeinschaft, Heimat, Zusammenhalt, etwas, das trägt, lässt Freude aufkommen und bringt Spaß. Für jeden ist etwas dabei. Für die Nichtkarnevalisten immerhin ein paar Tage Rückzug.
Und Karneval ist auch für mich Heimat. Dieser Satz purzelt einfach so aus mir heraus. Wie kann oder soll ich das einordnen? Seit 2008 im Vorgebirge, zunächst in Oedekoven und seit 2019 in Bornheim, möchte ich dem ein wenig nachspüren. Denn aufgewachsen bin ich mit der „Meenzer Fassenacht“, den alten Fastnachtliedern, die wir als Kinder auch immer auf der Straße geschmettert haben. Ich erinnere mich an den kleinen Zug bei uns in der Siedlung, den gefüllten und ungefüllten Kreppeln, die im Rheinland Berliner und in Ostdeutschland Pfannkuchen heißen. Die gleichnamigen Kreppel-Raus-Spielen, die auch heute noch mit dem Schnörzen beim Martinszug vergleichbar sind, mit dem Unterschied, dass der Liedruf, die Kreppel herauszurücken, doch etwas einfordernder ist …
Das sind schöne Erinnerungen, die Freude bringen und vielleicht auch etwas Wehmut. Als junge Erwachsene wurde das nahegelegene Mainz zu meiner Stadt. Ich habe dort studiert, eine Familie gegründet – meine Tochter ist ein echtes „Meenzer Mädche“, die Fastnacht und Mainz 05 quasi aufgesogen hat, auch wenn dann viele schöne Jahre in der Nähe von Leipzig hinzu kamen, wo übrigens mehr Karneval gefeiert als wir gemeinhin so denken. Nur heißt es nicht Karneval, sondern Fasching. Dort wurde mein Sohn geboren, und Karneval bestand jetzt nun darin, Pfannkuchen statt Kreppel zu essen, die „Meenzer“ Fastnachtssitzung zu schauen und dabei den Dialekt der Kindheit zu hören – ein Stück Heimat in der Ferne.
Und dann kam das Rheinland. Und ich fühlte mich sofort im Karneval zu Hause. An Karneval teilte sich die Familie. Meine Tochter fuhr zu ihrer Freundin nach Mainz, mein Sohn, ein echter Jeck, fuhr mit Alaaf nach Köln. Gewöhnt an die eher politische Fastnacht in Mainz, habe ich den Karneval hier im Rheinland ganz anders erlebt, z.B. mit mehr „Jeföhl“ in der Musik. Darüber brauche ich nicht viel zu schreiben, das versteht einfach jeder. Fastelovend, die Mädchensitzungen der Frauengemeinschaften und Damenkomitees, der Straßenkarneval, die Karnevalsgottesdienste, der Zoch, mal ganz unverhofft ein Kölsch oder Prosecco (sehr zu empfehlen der Lieblingsprosecco der Frauengemeinschaft Kardorf) in die Hand gedrückt zu bekommen, dann ein gutes, witziges Wort, und man ist im Gespräch, ganz schnell per Du und die Stimmung großartig. Ich genieße das sehr. Und da macht es auch nichts, dass ich mit der kölschen Sprache nicht aufgewachsen bin. Ich verstehe es gut, liebe es, laut mitzusingen, und rufe Alaaf mit einem kleinen H…-Wort im Herzen. Als meine Senioren für mich ein „Meenzer“ Fastnachtslied auf dem Akkordeon gespielt und gesungen haben, mit dem Kommentar und zwinkerndem Auge, ich sei ja nicht aus Düsseldorf, kamen mir bald die Tränen. Und da war es wieder – ich fühlte mich zu Hause, in der Gemeinschaft, im Veedel, am Rhein.
Und heute? An Karneval ruft mich meine Tochter aus dem fernen Norddeutschland an und sagt, die Pfannkuchen (Berliner) seien bereit für die Fastnachtssitzung, und der Karneval darf kommen. Mein jecker Sohn, mittlerweile in Mainz, kennt alle Orte, wo es Kölsch zu finden gibt, und erträgt das H-Wort mit einem dicken Alaaf im Herzen.
Wenn Sie heute in meiner Funktion als Seelsorgerin das geistliche Wort vermissen, so stimmt das nicht so ganz. Denn Kirche und Karneval, das Beten, die Freude und das Lachen hat mehr miteinander zu tun als man denkt. Das verbindende ist die Gemeinschaft. Lachen und Freude gehört zum Wesen des Menschen. Lachen und Freude ist Gebet. Ist es doch das Kostbarste, das der Mensch zu vergeben hat, es öffnet Herzen und Türen: Denn Gott segnet euch, die ihr jetzt weint, denn die Zeit wird kommen, in der ihr vor Freude lachen werdet.“ (Lukas 6,21).
Und dann ruft meine Mutter an, und ich erzähle ihr von den vielen Veranstaltungen rund um den Karneval, und wie schön das ist. Und dann sagte sie: „Woher Du das wohl hast? Vielleicht doch von deinem Großvater, der so gerne Karneval feierte und dessen Mutter aus dem Rheinland kam …“ – aus Düsseldorf. Und ich weiß, Karneval ist e Jeföhl. In diesem Sinne
Bornheim Alaaf, Alfter Alaaf
Seien Sie behütet in allem, was ist.
Ihre / Eure Ute Trimpert, Gemeindereferentin,
für das Seelsorge- und Pastoralteam des Sendungsraums in Bornheim und Alfter
Weitere Informationen finden Sie unter
www.kath-kirchen-bornheim.de,
www.baruv.de,
www.pfarreiengemeinschaft-alfter.de und
www.sanktevergislus.de.