1. März – Monatsimpuls des Sendungsraums Alfter-Bornheim


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Bornheim / Alfter, 5.3.2023

Die Fastenblüten der Kardorfer Madonna, ein Geschenk der Hoffnung

Der Monatsimpuls für den März war in Gedanken schon fast geschrieben, und dann kam der letzte Sonntag, der 26. Februar, und alles wurde anders. Es war ein schöner sonniger Tag, der Himmel februarblau, und am Nachmittag besuchte mich eine liebe Kollegin und Freundin aus dem Bergischen.

Als ich sie an der Haustür des Kardorfer Pfarrhauses verabschiedete, fiel mein Blick auf die erste Treppenstufe, und mein Herz begann an zu klopfen. Die Flutmadonna, dachte ich sofort. Jene wunderschöne, mit Schlamm bedeckte Madonnenfigur aus Heimerzheim, die mich im Juli 2021 bei meinem seelsorglichen Einsatz im Flutgebiet am Straßenrand in einem Berg der verlorenen Erinnerungen gefunden und mir ihr Lächeln geschenkt hatte.

Bild: U. Trimpert

Mit Erlaubnis der Besitzerin durfte ich die Figur damals zum Trocknen mitnehmen. Deutlich gezeichnet von der Flut, war es für mich so, als ob sie uns einladen würde, ein Hoffnungslächeln zu wagen. Sie verspricht, uns zu tragen, so, wie sie ihr Kind getragen hat. Die Hände, die Füße des Jesuskindes in den Armen der kleinen zierlichen Madonna von Sacre Coeur sind von der Flut zerschlagen, der Kopf des Jesuskindes für immer verloren, und doch schreibt sie uns in ihrer Zerschlagenheit den Auftrag Jesu ins Herz, damit wir verstehen, dass wir in dieser Not für Jesus Christus Hände, Füße, Wegweiser, Lippen sein dürfen, gemeinsam füreinander und miteinander.

Dies alles ging mir durch den Kopf, als ich die kleine Figur auf meiner Treppe sah. Ich war so berührt, dass ich Tränen in den Augen hatte, weil ich mit ihr die vielen Monate, die sie bei mir war, auf eine spirituelle Reise gegangen bin. Und gleichzeitig wusste ich doch, dass es eben nicht die Flutmadonna aus Heimerzheim sein konnte, hatte diese ihren Platz doch im November 2021 in der Kirche St. Kunibert in Heimerzheim gefunden.

Behutsam in der Hand betrachtete ich sie, eine Schwester der Flutmadonna. Der gleiche Typus, die gleichen Farben, das Jesuskind erhalten, ist sie einmal übermalt und repariert worden. Die Inschrift fehlt, aber die Verzierungen ihres Gewandes, die Haltung, das Lächeln – es ist da! Eine Herz-Jesu-Madonna, die ebenfalls um 1900 in Gips gearbeitet und bemalt wurde. Zwei Schwestern, eine in Heimerzheim und die andere in Kardorf.

Noch immer stand ich vor der Tür und entdeckte dann eine alte Ausgabe des Pfarrbriefes, in dem ich damals von der Flutmadonna und ihrem Lächeln geschrieben habe. Über meinem Bericht in jenem Pfarrbrief war handschriftlich ein Pfeil zur Flutmadonna markiert mit dem Satz: „als Geschenk zur Hoffnung.“

Da stand ich nun auf meiner Treppe mit einem Geschenk zur Hoffnung, und die Madonna lächelte mich an. Konnte das Zufall sein, jetzt am 1. Fastensonntag – im Tagesevangelium die Versuchungen Jesu in der Wüste? Ich habe sie das tatsächlich gefragt, „was willst Du mir heute sagen?“ Und ich habe gespürt, dass Ihre Botschaft bleibt, ihre Gültigkeit nicht verliert, mich gerade jetzt, zu Beginn der Fastenzeit, im Verzicht des Alltags, in meiner Wüstenzeit daran erinnert, darauf zuschauen, was ist, nämlich auf das Gute, auf die Hoffnung, hin zuhören, ein gutes Wort zu sprechen und zum Guten hin zu handeln.

„Willst Du mir das sagen?“ frage ich sie nochmal. Die Fastenzeit ist oft negativ konnotiert, schauen wir doch meistens auf die Härte des Verzichts, auf die Versuchungen des Alltags. Die Worte „ich muss“ sind ein täglicher Begleiter. Können wir dies nicht aber auch umdrehen?

Im Verzicht eben jenes klarer, pointierter zu sehen und zu erkennen, im Herzen zu spüren, was Hoffnung schenkt auf unserem Weg Ostern entgegen? Und blühen dann nicht auch Blumen auf unserem Wüstenweg? Die Kardorfer Madonna hat mir an jenem Tag wieder Fastenblüten geschenkt. „Schau her – auch im Verzicht, im Leid darfst Du Hoffnungsblüten entdecken, die leuchten, duften, Dir helfen, deinen Alltag zu leben und vor allem, die Du weitergeben darfst als Geschenk der Hoffnung“.

Wie ging meine kleine Geschichte weiter? Ich habe lange mit dem Eigentümer der Kardorfer Madonna gesprochen. Sie gehörte seinen Großeltern, er ist mit ihr groß geworden. Sie hat zwei Weltkriege überstanden, seiner Familie Hoffnung geschenkt, ihre Blessuren sind sichtbar. Und genau das macht sie so besonders, zeigt sie doch, so seine Worte, dass auch im Leid Bewegung liegt, das Leben weitergeht, die Hoffnung aber bleibt.

Als er meinen Beitrag im Pfarrbrief las, hatte er das Gefühl, die Madonna müsse zu mir. Dafür danke ich ihm sehr. Denn er hat mir die Hoffnung zum Geschenk gemacht.

Heute denke ich, es sollte so sein, dass die Flutmadonna mich gefunden, sie auf mich gewartet hat. Es ist die Hoffnung, die uns trägt, eingeschrieben in unser Herz.

Wagen Sie das Lächeln der Kardorfer Madonna und ihrer Schwester, der Flutmadonna von Heimerzheim. Mein roter Faden: Es ist das Lächeln der Welt –ein Geschenk der Hoffnung!

Seien Sie behütet in allem, was ist.

Ihre / Eure Ute Trimpert, Gemeindereferentin,
für das Seelsorge- und Pastoralteam des Sendungsraums in Bornheim und Alfter

Weitere Informationen finden Sie unter
www.kath-kirchen-bornheim.de,
www.baruv.de,
www.pfarreiengemeinschaft-alfter.de und
www.sanktevergislus.de.