Dezember – Adventsimpuls für den Seelsorgebereich Alfter-Bornheim

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Bornheim / Alfter, 1.12.2024Im Advent 2024

Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird; und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin – bereit, und wehrt dem Wind und wächst entgegen der einen Nacht der Herrlichkeit

(Rainer Maria Rilke)

Foto: Ute Trimpert

Man sagt, die Advents- und Weihnachtszeit ist die schönste Zeit des Jahres: sie ist Familienzeit, Einkehrzeit, Krippenzeit, Märchenzeit, Geschenkezeit, eine süße Zeit, wenn „süßer, die Glocken nie klingen“, wie es in einem alten und bekannten Weihnachtslied heißt. Würde ich Sie fragen, dann bin ich sicher, erzählten Sie mir von den so vielen unterschiedliche Bräuchen, die Ihre Kindheit und Leben geprägt haben. Ich denke an Advents- und Weihnachtslieder, den Wunschzettel, z.B. an unterschiedliche Stollenrezepte oder Gebäck, den Herings- oder Kartoffelsalat – jedes Rezept ein gut gehütetes Familiengeheimnis, nicht nur im Rheinland, sondern an all jenen kleinen und großen Orten ihres Lebens, denen Sie sich verbunden fühlen und Ihnen Heimat ist.

Eines haben diese seit Generationen so liebgewonnenen und tradierten Bräuche doch immer gemeinsam, sie geben uns Halt, sind voller Segenskraft, Licht, Wärme und Mut, um mit Rainer Maria Rilkes Worten „hinauszulauschen“ und der einen Nacht der Herrlichkeit“, dem Weihnachtsfest entgegenzuwachsen. Unser Leben ist und war nie statisch. Es ist lebendige Erzählung voller Erfahrung und Begegnung. Das heilende Wirken unserer Advents – und Weihnachtsheiligen, seien es im Voradvent Martin von Tours, Elisabeth von Thüringen, dann Barbara von Nikomedien, Nikolaus von Myra oder die Lichterkönigin Luzia, die Heilige Familie, Stephanus, Johannes, die drei Heiligen Könige, Simeon und Hanna; wer sie waren, was sie taten, damals in einer für uns  oft so fremden Welt, was wir heute zwischen dem 11. November und 2. Februar zu Hause und in der Kirche feiern, erklärt unsere Bräuche. Davon zeugen doch so viele zauberhaft, wunderschöne Bilder in unserem Herzen.

In meiner Küche hängt seit vielen Jahren ein kleines zerknittertes Stück Papier mit einem für mich besonderen Satz, das ich eher zufällig in einem jener kleinen Krimskramslädchen gefunden habe, in denen man  – Sie wissen schon – stundenlang stöbern kann. Er lautet: „Mein sicherer Ort bist Du“. Das kleine Stück Papier leuchtet, und wann immer ich es anschaue, öffnet sich jener Herzensraum meiner Lebensaugenblicke und Begegnungen, in denen meine Sehnsucht ein Zuhause gefunden hat. Und ich muss lächeln. Advent, das spüren wir intuitiv, heißt, eine verlässliche Zeit in sich zu tragen, eine Zeit für die Sehnsucht, sich Zeit zu nehmen für das, was wir erhoffen erwarten zu dürfen.

Und bedeutet Advent und Weihnachten dann nicht, dass Gottes Sehnsucht nach dem Menschen so groß ist, dass er sich klein macht, seine Liebe Mensch wird und für uns  an Weihnachten geboren wird? Gottes Sehnsucht nach mir – in aller Freiheit. Das berührt mich sehr, ein Perspektivwechsel. Advent – nicht nur die Zeit für meine Sehnsucht, sondern für unsere. Ich darf der Sehnsucht Gottes entgegen gehen bis zu mir selbst. Dann bin ich angekommen in der  einen Nacht der Herrlichkeit, die immer schon in mir liegt, in Dankbarkeit am Ziel meiner Sehnsucht – dann ist Weihnachten.

„Vergiss nie, dass Gott dich durchweht von Anbeginn“ schreibt Rainer Maria Rilke 1903 bezeichnenderweise einen Tag vor dem Heiligen Abend in einem Brief an einen Freund. Wie er wünsche Ihnen die Zeit jenes Wehen zu spüren, Ihr inneres Leuchten zu entdecken, Ihre Lebenswärme, den eigenen Weg mutig und in Vertrauen – wie Maria über das Gebirg der Zeit weiterzugehen, Ihrer Sehnsucht Raum zu geben, auch dann, wenn man den Lebensdornen nicht ausweichen kann.

Manchmal braucht es einen einfachen Satz. Meiner ist dieser:
Mein sicherer Ort, Herr, bist Du – und ergänze: nicht nur im Advent!

Ihnen eine besinnliche und sehnsuchtsvolle Adventszeit, ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest mit den besten Wünschen für das neue Jahr.

Seien Sie behütet in allem, was ist.

Ihre / Eure Ute Trimpert, Gemeindereferentin,
für das Seelsorge- und Pastoralteam des Sendungsraums in Bornheim und Alfter

Weitere Informationen finden Sie unter
www.kath-kirchen-bornheim.de,
www.baruv.de,
www.pfarreiengemeinschaft-alfter.de und
www.sanktevergislus.de.