Erzbistum Köln – Ergebnisse der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen …“

 

 

Ergebnisse der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“

8.10.2018 – Köln. Im Erzbistum Köln hat es über einen Zeitraum von 70 Jahren 135 Betroffene sexualisierter Gewalt gegeben. Das berichtete Generalvikar Dr. Markus Hofmann heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Köln aus Anlass der Veröffentlichung der nationalen MHG-Studie der Deutschen Bischofskonferenz.

Der Generalvikar teilte mit, gemäß der von den Forschern vorgegebenen Kriterien seien 2.155 Personalakten von Diözesanpriestern, Diakonen und Ordenspriestern durchgesehen worden. Das Erzbistum Köln hat 87 Personen an die Forscher gemeldet, die seit 1946 der sexualisierten Gewalt in insgesamt 119 Fällen beschuldigt wurden. Die Zahl der gemeldeten Beschuldigten entspricht 4 Prozent der durchgesehenen Akten.

Von den 87 Beschuldigten sind 40 bereits verstorben, 33 lebten bereits bei Eingang der Meldung nicht mehr. Bei den 54 Personen, die bei Eingang der Meldung noch lebten, hat es in 21 Fällen Maßnahmen oder Sanktionen gegeben. Diese reichten von der Frühpensionierung über das Verbot der Ausübung des priesterlichen Dienstes bis hin zum Ausschluss aus dem Klerikerstand. Darüber hinaus wurde den Beschuldigten die Verpflichtung auferlegt, sich an den Kosten für Therapien zu beteiligen oder eine andere finanzielle Beteiligung zu leisten.

In den 33 Fällen, bei denen es zu keinen Maßnahmen oder Sanktionen kam, haben die damaligen Untersuchungen in 2 Fällen die Unschuld des Beschuldigten erwiesen. In 27 Fällen ergab sich kein konkreter Tatnachweis. 4 Meldungen erfolgten anonym, sodass eine abschließende Klärung nicht möglich war.

Entsprechend der Verfahrensrichtlinie der Deutschen Bischofskonferenz hat das Erzbistum Köln seit 2011 an 100 Betroffene von sexualisierter Gewalt, die einen Antrag gestellt haben, Anerkennungsleistungen von insgesamt 620.635,- Euro ausgezahlt. Therapiekosten wurden für 22 Personen in Höhe von rund 150.804,- Euro übernommen (jeweils Stand 31.05.2018).

 

Generalvikar Dr. Markus Hofmann zeigte sich von den Untersuchungsergebnissen tief betroffen: „Die Zahlen sind erschütternd. Wir werden in Köln alle gemeldeten Fälle erneut überprüfen, um herauszufinden, an welchen Stellen wir als Erzbistum falsch gehandelt haben. Außerdem werden wir an den umfangreichen Präventionsmaßnahmen festhalten und diese noch weiterentwickeln.“

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hatte schon am vergangenen Wochenende eine eigene Untersuchung durch eine externe Einrichtung angekündigt. Diese solle Versäumnisse der Vergangenheit unabhängig, umfassend und schonungslos aufarbeiten. Außerdem kündigte Kardinal Woelki an, einen eigenen Betroffenenbeirat zu gründen und sich zudem mit Betroffenen persönlich treffen zu wollen.

An der Pressekonferenz in Köln nahmen neben Generalvikar Dr. Markus Hofmann auch die Präventionsbeauftragte des Erzbistums, Manuela Röttgen, der Interventionsbeauftragte des Erzbistums, Oliver Vogt, und Pfarrer Christian Ott, Dozent für Pastoralpsychologie am Kölner Priesterseminar, teil. Sie informierten über die vielfältigen Maßnahmen, die das Erzbistum seit 2010 zur Vermeidung von sexueller Gewalt ergriffen hat.

Dazu erklärte Oliver Vogt, der Interventionsbeauftragte des Erzbistums: „Seit dem Jahr 2010 hat sich der Umgang mit gemeldeten Vorfällen deutlich verbessert. So ist die Einschaltung der Staatsanwaltschaft in allen Vorfällen seitdem obligatorisch. Mit der Einrichtung einer eigenen Stabsstelle Intervention im Erzbistum Köln wurden außerdem klar festgelegte und standardisierte Abläufe etabliert.“

Diese Veröffentlichung des Erzbistums Köln zum Herunterladen mit weiterführenden Informationen (Glossar und häufig gestellte Fragen) …

 

Weitere Inhalte finden Sie diesen Links folgend:

www.erzbistum-koeln.de/mhg-studie

https://www.dbk.de/themen/sexueller-missbrauch/

 

Für Betroffene von sexuellem Missbrauch stehen im Erzbistum Köln folgende externe Ansprechpersonen zur Verfügung:

Dipl.-Psychologin Hildegard Arz, Tel.: 01520 1642234, Mail: hildegard.arz@erzbistum-koeln.de
Rechtsanwalt Hans-Jürgen Dohmen, Tel.: 01520 1642126, Mail: hans.dohmen@erzbistum-koeln.de
Dr. Emil Naumann, Tel.: 01520 1642394, Mail: emil.naumann@erzbistum-koeln.de

Außerdem weisen wir in diesem Zusammenhang auf die Angebote der Telefonseelsorge (Telefon: 0800 111 0 111; www.telefonseelsorge.de)
sowie die Internetseiten www.erzbistum-koeln.de/rat_und_hilfe/sexueller_missbrauch/ und
www.hilfe-nach-missbrauch.de hin.
Titelfoto: Dr. Paulus Decker, über pfarrbriefservice.de