Patrozinium St. Evergislus
Sankt Evergislus – Ein Kölner Bischof mit Seltenheitswert
Der Gedenktag des Heiligen Evergislus ist der 24. Oktober.
Der heilige Evergislus war in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts die fünfte uns bekannte Person auf dem Kölner Bischofsstuhl, übrigens der erste mit einem fränkischen Namen (Eberigisil). Einer Legende des 11. Jahrhunderts zufolge stammte er aus einer wohlhabenden Familie im flämischen Tongern. Als Bischof Severin von Köln dort zu Besuch war (Tongern gehörte damals zur Kölner Kirchenprovinz), nahm er den als fromm geltenden Jungen Evergislus mit sich in die Bischofsstadt am Rhein, bildete ihn aus und weihte ihn zum Diakon. Als Severin starb, wurde Evergislus dessen Nachfolger. Bei einem späteren Besuch seiner Heimatstadt Tongern soll er von Räubern ermordet und in der dortigen Liebfrauenkirche begraben worden sein. Aus historischer Sicht ist diese Erzählung so jedoch nicht möglich, da Severin bereits um 397 Bischof von Köln war.
Einen gesicherten Hinweis auf Evergislus gibt uns Gregor von Tours (Bischof von Tours und Geschichtschreiber). Er berichtet, daß im Jahre 590 ein Bischof Evergislus im Auftrag König Childeberts II. einen Streit im Nonnenkloster von Poitiers schlichtete und in Birten bei Xanten zu Ehren des heiligen Mallosus eine Kirche baute. Auch soll er durch den Staub im Brunnen der Kölner Kirche „Zu den Goldenen Heiligen“ (gemeint ist St. Gereon) von heftigen Kopfschmerzen geheilt worden sein.
Evergislus Amtszeit war geprägt von der Unruhe, die die Völkerwanderung mit sich brachte, und Stadt wie Land immer noch beherrschte. Hier bemühte sich Evergislus um den Aufbau des religiösen Lebens und den kirchlichen Frieden. Viel mehr ist über sein Wirken nicht bekannt. Jedoch muß er beim Volk sehr beliebt gewesen sein, was die nach seinem Tod (vor 594) einsetzende starke Verehrung beweist.
Übertragung der Gebeine nach Köln
Erzbischof Bruno I. (953-965) ließ seine Gebeine im Jahre 954 von Tongern nach Köln übertragen. Eine Legende erzählt den Grund der Translation (Übertragung der Reliquie) wie folgt: Als Bruno auf einer Reise zwischen Paris und Köln in Tongern übernachtete, hatte er einen Traum: Evergislus erschien ihm in schmutzigen Gewändern und fragte Erzbischof Bruno voller Vorwurf: „Siehst du nicht, wie meine Kleider vernachlässigt und vom Moder verzehrt sind?“ Bruno sah in diesem Traum den Wunsch seines heiligen Amtsvorgängers, in seine Bischofsstadt Köln zurückgebracht zu werden, was er dann auch tat. Er übergab die Gebeine des heiligen Evergislus den Stiftsdamen von St. Cäcilien, wo sie über 800 Jahre in einem gotischen Schrein ruhten.
In diesem Zusammenhang ist auch die Entstehung des Breniger Patronats zu erwähnen. Bereits im Jahre 941 hatte Erzbischof Wichfried (925-953) Kirche und Zehnten von Brenig den Jungfrauen des Cäcilienstiftes übertragen. Nachdem sie von Erzbischof Bruno 954 die Gebeine des heiligen Evergislus bekommen hatten, führten sie bald den Heiligen als Patron ihrer Tochterkirche in Brenig ein. Welches Patronat die Breniger Kirche vorher hatte, ist nicht bekannt.
Plünderung durch französische Truppen
Mit dem Einmarsch der französischen Truppen im Oktober 1794 in die Stadt Köln begannen Plünderung und Zerstörung vieler kostbarer Reliquienschreine. Auch der Evergislusschrein blieb nicht verschont. Mit der Aufhebung des Klosters St. Cäcilia 1802 (Säkularisation) wird der hölzere Rest des Schreins in die benachbarte Pfarrkirche St. Peter überführt. Im Jahr 1837 erhält er durch Joseph Aldenkirchen eine neue Metallumhüllung.
Auf den Dachflächen ist das Schicksal des Schreins noch heute in einer lateinischen Inschrift zu lesen: „Das Behältnis der Reliquien des hl. Evergislus wurde aus der Kirche der hl. Cäcilia wegen der Unterdrückung der religiösen Orden durch die französische Verwaltung 1802 in die Pfarrkirche des hl. Petrus überführt, durch den Pfarrer und die Vorsteher von St. Peter erneuert und 1837 an geziemendem Ort wieder aufgestellt unter der [Kirchen-]Leitung des hochwürdigsten Kölner Erzbischofs Clemens August L.B. Droste zu Vischering“.
Der heutige Schrein wurde von Joseph Aldenkirchen in klassizistischer Form geschaffen. Strenge Pilaster trennen die mit Ranken gerahmten Figuren voneinander, die auf den Längsseiten die zwölf Apostel, auf den Stirnseiten dagegen St. Evergislus und St. Severin darstellen.
Evergislus in Brenig
Für unsere Pfarrkirche wurde eine Partikel des hl. Evergislus vom damaligen Breniger Pfarrer Nikolaus Joseph Huick (1836-1840) aus St. Peter in Köln besorgt. Bis heute wird diese Reliquie am Patrozinium ausgestellt und verehrt.
Evergislus wird in besonderer Weise als Patron der Glaser und der Kölner Malerzunft verehrt. Übrigens waren auch in den vergangenen Jahrhunderten einige Breniger Männer auf den Namen unseres Pfarrpatrons getauft und eine in Brenig geborene Ordensschwester trug den Namen „Schwester Evergisla“. Außer Brenig gibt es – soweit bekannt – nur noch eine Pfarrei, die auf den heiligen Bischof Evergislus geweiht ist: St. Evergislus in Bad Godesberg-Plittersdorf. Da sie jedoch wesentlich jünger ist, können wir in Brenig zu Recht stolz sein auf unser seltenes über 1050jähriges Patronat und unseren Schutzheiligen auch weiterhin um seine Fürsprache bitten.
Text von Hendrik Hülz