Die Geschichte der Glocken

Wertvolle Breniger Glocken von berühmtem Gießer

(Von Peter Schallenberg)

„Flammen schlagen aus der Erde, glühendes Metall ergießt sich durch Rinnen funkensprühend in die vergrabene Form. Rauch und Qualm füllen den Himmel, Zischen und Gurgeln begleitet dieses alte Schauspiel. Vom Feuerschein gebannt stehen schweigend viele Menschen um die Glockengrube, der Gießer und seine Gesellen hantieren geschäftig …“
So mögen auch Breniger vor 245 und 223 Jahren den Guß ihrer Glocken miterlebt haben.

Viele Menschen faszinierte jahrhundertelang der Guß ihrer Glocken und sie bangten, ob der Guß gelingen würde. Erst Tage später, wenn die Bronze (meist 78% Kupfer und 22% Zinn) erkaltet ist, wird die teils gemauerte, teils aus Lehm geformte Gußform abgeschlagen, und die Glocke ist endlich zu sehen. Monate hat es gedauert, diese Form zu konstruieren und zu bauen. Wochen kann es noch dauern, bis die Glocke gereinigt, mit einem eisernen Klöppel versehen, geweiht und vorsichtig in den Turm gezogen worden ist. Dann klingt sie hoffentlich so, wie es sich der Meister und die Auftraggeber gewünscht haben.

Martin Legros (1714 – 1789) war im 18.Jahrhundert der bekannteste Glockengießer im Rheinland. Geboren bei Dinant, absolvierte er in Lüttich seine Lehrzeit und lebte später mit seiner Familie in Malmèdy im heutigen Belgien. Im Jahr 1744 arbeitete er in unserer Gegend so z.B. in Lechenich, Liblar, Dirmerzheim, Walberberg.

1754 goß Martin Legros seine erste Glocke für Brenig, die größte des heutigen Geläutes mit einem Durchmesser unten von 1,40 m. Als 1775 eine weitere Glocke für Brenig gegossen werden soll, wird zuerst der Gießer Philippe Maas beauftragt. Maas goß 1774 in Urfeld / Hersel eine Glocke (auch für Rodenkirchen 1774). Mit der Glocke für Brenig hatte er allerdings kein Glück: zweimal versuchte er einen Guß, der aber mißlang. Dann wandte man sich wieder an Martin Legros, der sich nun oft in Köln aufhielt. Legros ließ es sich nicht nehmen, diese Ereignisse auf der neuen Glocke zu verewigen:
ICH BIN VERUNGLÜCKT ANNO 1775 UND DURCH PHILIPPE MAAS 2 MAHL VERDORBEN IEDOCH MIT GOTTES HULFF (Hilfe) DAS DRITTE MAHL VOM MARTIN LEGROS ZU MALMEDY MIT DEM ITEN (ersten) GUSS GELUNGEN UND DEDICIRT (gewidmet) H SEBASTIANO 1776 …

In Bonn erhält Legros 1756 einen großen Auftrag, der ihn schnell als bedeutenden Glockengießer bekannt macht. Seit der Zerstörung 1689 hat das Bonner Münster kein Geläut mehr besessen. Unter der Regierung des Kurfürsten Clemens August wurde nun das notwendige Geld zur Verfügung gestellt.

Die Glocken von Legros zeichnen sich durch einen reinen, silberhellen Klang aus, er traf die Töne sehr genau. Die rheinischen Gießer waren dazu meist nur schlecht in der Lage. Aber auch die ornamentale Verzierung der Glocken mit Inschriften, Wappen und Abbildungen werden noch heute geschätzt.

In der damaligen Zeit wurden die Glocken üblicherweise vor Ort gegossen, wofür es entsprechender Genehmigungen bedurfte. Das Kölner Handwerk wurde damals von den Zünften beherrscht und sah Legros nicht zu unrecht als einen ernsthaften Konkurrenten an.
Zwei Jahre durfte Martin Legros nach 1756 noch auf dem Bonner Münsterplatz gießen. Vermutlich mehr als 250 Glocken hat der Gießer in seinem Leben geschaffen.

Der Kölner Journalist Peter Schallenberg, ein Nachfahre Martin Legros’ in 7.Generation, recherchiert seit Jahren das Leben seines angesehenen Vorfahren. Dabei stieß er auch auf zahlreiche Geschichten und Anekdoten. Nur eine kleine Kostprobe: Zwei Glocken von St. Kunibert in Köln entgingen höchst ungewöhnlich dem Zugriff der Rüstungsindustrie (wie auch die Breniger Legros – Glocken). Sie waren schon abgehängt worden und standen für ihren Transport bereit unten im Turm. Bei einem Fliegerangriff 1943 verglühte die kleinste der drei Glocken von 1773, die beiden anderen wurden unter dem einstürzenden Turm begraben und erstaunlicherweise nach dem Krieg unversehrt geborgen.

Brenig hat in seinem z.T noch alten Kirchturm drei wertvolle Glocken: eine von 1614 von Abraham Gaillot und zwei Legrosglocken von 1754 und 1776. Ihr Klang ist immer wieder besonders gut zwischen Ostern und Pfingsten beim Beiern und Bammschlagen zu hören.

St. Evergislus darf sich wie viele Kirchen in Malmedy (Glockenspiel in der Kathedrale mit 35 Glocken von 1780 – 1783) und Umgebung, in der nördlichen Eifel, im Vorgebirge, in Bonn und Köln freuen, solche Glocken noch zu besitzen.

Sollte jemand weitere Informationen und Geschichten zu den Legros – Glocken kennen, wende er sich bitte an:
Peter Schallenberg (nc-schallpe@netcologne.de), Thieboldsgasse 114, 50676 Köln, Tel.: 0221/9233083
und
Pfarrbüro St. Evergislus in Bornheim-Brenig.